Wie kommt die Demokratie zu den Jugendlichen?

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Aktueller hätte er fast nicht sein können, der Workshop für die Schulsozialarbeit mit dem Titel "Demokratieförderung an Schulen", der unlängst am Klosterhof stattfand. Daran erinnerte auch Stefan Assfal, Leiter des städtischen Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS), bei seiner Begrüßng. Er hob noch einmal hervor, dass das letzte Trägertreffen noch vor der Corona-Pandemie stattgefunden habe. "Seither ist eine Menge passiert", so Assfalg, "Durch Pandemie, Kriege oder auch durch die Klimathematik ist seither eine ganz neue Demokratiediskussion entstanden". Das betreffe auch die Schulen und damit auch die Schulsozialarbeit. "Die Schulsozialarbeit muss weiter im Gespräch bleiben", so die klare Ansage von Assfalg an die Anwesenden.

Darum, wie man die Demokratie zu den Jugendlichen bekommt, ging es anschließend im interaktiven Vortrag von Angelika Vogt von der Jugendstiftung BW im Demokratiezentrum Baden-Württemberg. Sie machte deutlich, dass die Demokratiebildung, insbesondere auf kommunaler Ebene, mit zu den Schulen gehört.

"Die Demokratie soll positiv gesehen werden", betont Vogt – und am besten geschehe dies in den Bildungseinrichtungen.

Dann waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch schon selbst gefragt. Anhand von selbst beschrifteten Karten sollten sie aufzeigen, welche Anknüpfungspunkte für eine Demokratieförderung an den Schulen gesehen werden und welche Hindernisse es dabei gibt. Möglichkeiten zur Anknüpfung sahen die Teilnehmenden beispielsweise über AGs, den Eltern- und Schülerrat, die Einzelfallhilfe oder auch ein Ganztagsangebot. Zu den notierten Hindernissen gehören derweil Zeit- und Personalmangel genauso wie fehlende Finanzmittel.

Ein intensiver diskutierter Punkt war das fehlende Interesse an der Demokratie und ihren Prozessen, was die Fachkräfte vor allem seitens der Schülerschaft feststellen. Hier müsse es gelingen, so Vogt, die Demokratie als das attraktive politische Modell darzustellen, das es ist. "Vor allem im Vergleich mit extremeren politischen Anschauungen". Die anstehende Kommunalwahl sei dazu eigentlich eine gute Gelegenheit, die Vorbereitung gerade bei Jungwählerinnen und -wählern laufe aber "eher schlecht", so die Referentin. Vogt: "Es gibt nun die Möglichkeit, dass bereits ab 16 gewählt werden kann. Doch viele Jugendliche wissen das gar nicht". Für sie ist ganz klar, dass die Vermittlung der Grundzüge der Demokratie in Deutschland von den Schulen erfolgen muss – "das ist ihre Aufgabe".

Der Frontalunterricht sei bei der Vermittlung demokratischer Werte allerdings weniger geeignet. Vielmehr müsse man die Jugendlichen auf anderen Wegen für dieses Thema begeistern, beispielsweise, indem man das Leitbild der Schule intensiver in den Klassen behandle oder eine Demokratie-AG unter Schülerverwaltung etabliere. "Eine andere Idee, mit denen einige Schulen schon gute Erfahrungen gemacht haben, ist der Einsatz von Schülerrichterinnen und -richtern". Dies gehe über die bekannten Streitschlichter hinaus, denn die Schülerrichter können klare Entscheidungen fällen – auch bei kritischeren Fällen, etwa, ob ein Schüler nach rassistischen Bemerkungen für einige Tage vom Unterricht ausgeschlossen werden soll.

Wie man das Thema "Demokratie" auch spielerisch zu den Jugendlichen bringen kann, präsentierte Angelika Vogt anhand zweier Lernspiele, die die Anwesenden selbst ausprobieren durften. Beim "Kartenspiel zum Föderalismus" ging es um die Frage, welche Instanz – von der Kommunalebene über Land und Bund bis zur EU – für welche Themen verantwortlich ist. Von der Verwaltung der Krankenhäuser über die Außenpolitik bis hin zur Fischerei galt es dann, die Themen zuzuordnen, was manchmal gar nicht so einfach war,

Ebenfalls um das Zuordnen ging es im Spiel "Wer darf wählen?". Dabei wurden verschiedene Personen mit einem kleinen Steckbrief präsentiert, dann musste entschieden werden, ob diese Person wahlberechtigt ist. Was beim 70-jährigen, in Deutschland geborenen Rentner aus Freiburg noch recht einfach war, war bei der momentan inhaftierten 29-Jährigen Deutschen aus Reutlingen schon kniffliger. Und wie war das beim 42-Jährigen Koch aus Frankreich nochmal, der schon seit über einem halben Jahr in Offenburg lebt? Hier kam der eine oder die andere schon ins Straucheln, was zeigt, dass es sich lohnt, das Thema "Demokratie" wieder mehr ins Scheinwerferlicht zu rücken.

Die interaktive Präsentation gab den Anwesenden nicht nur viel Material an die Hand, sondern auch zahlreiche neue Impulse. In angeregten Gesprächen konnten sich die Teilnehmenden im Anschluss noch untereinander austauschen, bevor es bepackt mit vielen Ideen zurück an die Arbeit ging.

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