
Aktuelles
Archivale des Monats im September
Das Feuerwehrgerätehaus Schwenningen – ein denkwürdiges Gebäude
Wasser marsch! Das heißt es schon eine Weile nicht mehr in dem Gebäude, das das Archivale des Monats zeigt. Stattdessen tummeln sich hier inzwischen die Kinder der Gartenschule. Die alte Feuerwache in Schwenningen hat einen erstaunlichen Wandel erlebt. Das Archivale des Monats im September zeigt alte Baupläne aus den Anfangsjahren des Gebäudes, das heute wieder eine wichtige Funktion im Herzen von Schwenningen erfüllt.
Eine moderne Feuerwehr für die junge Stadt
Anfang des 20. Jahrhunderts war Schwenningen nicht nur offiziell vom Dorf zur Stadt geworden, sondern im Zuge der Industrialisierung auch viel gewachsen. Die Stadt benötigte deshalb eine neue moderne Feuerwache, um schnell auf mögliche Brände im Stadtgebiet reagieren zu können. Für den 13. Juli 1914 ist in den städtischen Akten schließlich vermerkt: "Das Requisitenhaus ist fertiggestellt und wurde dem Betrieb übergeben." Das Gebäude beherbergte das Gerätehaus und das Wachhaus der Feuerwehr aber auch damals wurden schon Räume für die Nutzung durch die Schule vorgesehen. 1925 erweiterte man die Feuerwache nochmal. Aus diesem Jahr stammt der gezeigte Bauplan.
In den Akten finden sich auch einige Hinweise, dass nicht alle Schwenninger mit dem Bauvorhaben zufrieden waren. Ortsansässige Handwerker beschwerten sich beim Gemeinderat, weil sie für Arbeiten am neuen Gebäude nicht berücksichtigt wurden, sondern ihre Kollegen, trotz besserer Auftragslage.
Heutige Nutzung
Markant und bis heute im Stadtbild präsent ist natürlich der hohe Turm für die Schläuche der Feuerwehr. Auch die historischen roten Tore sind bis heute erhalten, wenn auch inzwischen ergänzt mit Glastüren. Denn inzwischen ist die Feuerwehr umgezogen und die alte Feuerwache wurde umgebaut und saniert, so dass die benachbarte Gartenschule sie heute als Mensa und Ganztagsbereich nutzen kann. Im Turm hängen jetzt keine Schläuche mehr denn dort befindet sich das Treppenhaus. Wo früher Feuerwehrautos und Geräte auf ihren Einsatz warteten, essen heute Schulkinder ihr Mittagessen.
Wer selbst einen Blick auf die Veränderungen werfen will, kann das am diesjährigen Tag des Offenen Denkmals am Sonntag den 10. September 2023 tun. Ebenfalls im Rahmen des Tag des Offenen Denkmals bietet die Amtsleiterin des Amts für Archiv und Schriftgutverwaltung Ute Schulze mit Werner Biselli einen Rundgang über die Spitalhöfe bei Pfaffenweiler an.
Archivale des Monats - Von Fliegerhelden und Luftsportlegenden
Den großen Traum vom Fliegen lebten auch in Schwenningen einige Menschen. Das Archivale des Monats im August zeigt einen wichtigen Ort der Schwenninger Flugsportgeschichte: den Segelflugplatz am Klippeneck bei Denkingen. Während die Motorsportflieger direkt am Schwenninger Flugplatz starten können, sind die Segelflieger aus Schwenningen schon lange am Rande der schwäbische Alb zu Hause.
Die Aquarellzeichnung zeigt das malerische Gelände des Flugplatzes, der bis heute von Schwenningern und vielen anderen Segelfliegern genutzt wird. Im Vordergrund ist ein Segelflugzeug am Boden zu sehen, aber auch am Himmel erkennt man ein kleines Flugzeug. Der Maler hat die Zeichnung im Jahr 1961 angefertigt.
Die ersten Flugsportbestrebungen gab es in Schwenningen schon vor dem Zweiten Weltkrieg. 1928 gründete der Gewerbeschullehrer und Ingenieur Robert Gölkel mit einer Gruppe von waghalsigen Männern aus seinem Umfeld die "Flug- und Arbeitsgruppe" (Fag). Mit dem vorhandenen handwerklichen Geschick und Wissen der Gruppe machten sie sich gleich ans Werk und bauten das erste Flugzeug selbst. Als das geschafft war, suchten sie nach einem geeigneten Gelände für ihre Flüge und probierten dafür verschiedene Orte aus.
Ein Schwenninger Fliegerheld
Die ersten Flugversuche dauerten oft nur 30 Sekunden und es gab viele Unfälle, aber nach und nach bewältigten die Schwenninger Flieger auch längere Flüge. Insbesondere Rudolf Hakenjos tat sich mit erfolgreichen und wagemutigen Flügen hervor und gewann die ersten Wettbewerbe für die Gruppe. Unter seiner Leitung begannen die Flüge am Klippeneck, dass aufgrund der vielen Sonnenstunden und den thermischen Verhältnissen vor Ort sehr gute Bedingungen für das Segelfliegen bietet.
Der Zweite Weltkrieg setzte dem zivilen Flugsport zunächst ein Ende. Danach verhängte die Französische Besatzungsmacht ein allgemeines Flugverbot, von dem auch die Segelflieger betroffen waren. 1951 wurde das Verbot aufgehoben und die ersten Segelflugzeuge zogen bald wieder ihre Kreise in der Luft.
Eine prominente Sportfliegerin auf dem Flugfeld im Kessel
1959 eröffnete außerdem auch der Flugplatz in Schwenningen, auf dem Motorsportflugzeuge starten und landen konnten sowie später auch Fallschirmsprünge trainiert wurden. Ein Jahr später traf dort überraschend eine echte Luftsportlegende ein. Die Sportfliegerin Elly Beinhorn, die in den 1930ern durch mutige Langstreckenflüge und eine Weltumrundung bekannt geworden war, besuchte Schwenningen. Hier wollte sie ein Flugzeug der Villinger Firma Binder testen. Solche Fliegerprominenz auf dem kleinen Schwenninger Flugplatz sorgte natürlich für Aufsehen und bald fanden sich zahlreiche Schaulustige aus der Stadt ein. Beinhorn war freundlich und offen gegenüber den Menschen. Ob sie sich allerdings später wirklich für das Flugzeug aus Villingen entschieden hat, ist nicht überliefert.
Archivale des Monats: Mit der Schwarzwaldbahn in die Welt hinaus
Sommerzeit ist Reisezeit! Die langen Sommerferien stehen vor der Tür und viele nutzen sie für Urlaub oder Ausflüge in der Region. Ein Tor zur Welt ist für die Menschen aus Villingen-Schwenningen die Schwarzwaldbahn, die dieses Jahr 150 Jahre alt wird. Das Archivale des Monats im Juli dokumentiert einen Meilenstein auf dem Weg zur Schwarzwaldbahn von Konstanz nach Offenburg. Es zeigt eine Freikarte zur Eröffnung des Streckenabschnitts Villingen-Donaueschingen, der schon 1869 gefeiert werden konnte. Für die Villinger war der Anschluss an die Eisenbahnlinie ein großer Schritt und der erste Zug aus Donauschingen sollte groß gefeiert werden mit Musikkapellen und einer anschließenden Feier. Ein Teil der Feierlichkeiten fiel dem Schwarzwälder Sommer zum Opfer, es regnete ausgiebig am 15. August 1869. Doch der wichtigste Teil war geschafft: Villingen hatte einen Anschluss an eine Eisenbahnlinie, wenn auch zunächst nur auf kurzer Strecke.
Nachdem die ersten Eisenbahnlinien in Deutschland eröffnet wurden, erkannte man bald das Potenzial einer Linie "über den Schwarzwald" vom Bodensee bis in die Rheinebene. Aufgrund der herausfordernden Bergabschnitte in der Mitte begann man zunächst mit den beiden Enden Offenburg-Hausach und Konstanz-Villingen, die in Teilabschnitten fertiggestellt wurden. 1869 erreichte der erste Zug Villingen. Der Deutsch-Französische Krieg 1870 verzögerte den weiteren Bau der Strecke, aber die Bahn wurde schon genutzt, um Güter und Truppen zu transportieren.
Eine technische Meisterleistung
Der schwierige Gebirgsabschnitt zwischen Hausach und Villingen stellte eine besondere Herausforderung dar. Fast 565 Höhenmeter müssen die Züge auf diesem Abschnitt überwinden. Der Ingenieur Robert Gerwig setzte dabei vor allem auf zahlreiche Tunnel und verlängerte die eigentliche Strecke durch zusätzliche Schleifen, um die Steigung abzufangen. Zusätzlich musste damals auch noch die Landesgrenze zwischen Baden und Württemberg berücksichtigt werden. Gerwig schuf eine technische Meisterleistung, die bis heute die Menschen beeindruckt, die sich mit der Schwarzwaldbahn den Berg hinauf schlängeln.
Am 9. November 1873 eröffnete die erste Fahrt auf der Gesamtstrecke die Schwarzwaldbahn offiziell. Etwa hundert Jahre später wurde die Strecke nach und nach elektrifiziert. Die Schwarzwaldbahn brachte der Region die erhofften wirtschaftlichen Vorteile, war die Basis für die einsetzende Industrialisierung und spielt bis heute eine wichtige Rolle für den Tourismus.
Amt für Archiv und Schriftgutverwaltung
Winkelstraße 7, Bau D, 3. OG
78056 Villingen-Schwenningen
Abteilung Stadtarchiv
Lantwattenstraße 4
78050 Villingen-Schwenningen
Postanschrift
Postfach 12 60
78002 Villingen-Schwenningen
07721 / 82-1810
07721 / 82-1817
stadtarchiv@~@villingen-schwenningen.de
archivbibliothek@~@villingen-schwenningen.de