Aktuelles
Archivale des Monats September
Warum tiefer in den Schwarzwald schweifen, wenn die städtischen Wälder liegen so nah!
Freizeit und Erholung in unseren Wäldern über die Zeit
Wussten Sie schon, dass Villingen-Schwenningen den zweitgrößten Kommunalwald in Baden-Württemberg besitzt? Der städtische Wald ist nicht nur ein wirtschaftlicher und klimatischer Faktor, er bietet uns Bürgerinnen und Bürgern auch Erholung und Entspannung. Waldbaden oder Achtsamkeitsübungen im Wald sind zwar relativ junge Konzepte, den Wald in der Freizeit zu nutzen ist jedoch schon viel länger beliebt. So eben auch in Villingen-Schwenningen, wie unser Archivale des Monats September zeigt.
Im Vorwort der Broschüre "Villingen-Schwenningen informiert: Der Stadtwald" schreibt der damalige Oberbürgermeister Dr. Gerhard Gebauer: "In jüngster Zeit wächst die Erkenntnis, daß der Wald als Erholungsraum unverzichtbar ist. Der im Alltag gestreßte Mensch findet Ausgleich und Lebenskraft in der Stille unserer Wälder. Der Stadtwald Villingen-Schwenningen ist dazu durch ein gut ausgebautes Wegenetz erschlossen. Dem Wanderer stehen zahlreiche Rastplätze und Einrichtungen für Sport und Spiel zur Verfügung." Schauen wir uns doch einmal an, was die Villingen-Schwenninger Wälder so über die Jahre zu bieten hatten.
Einer der Pioniere in dieser Hinsicht war Oberförster Ganter (1848-1895). Er legte das erste große Netz von Spazier- und Wanderwegen an und erschloss so den Villinger Stadtwald auch für den Tourismus. Wandern wurde über die Jahre immer beliebter, was auch die Wanderkarte über den Stadtwald Villingen von 1929 zeigt, auf welcher besonders empfehlenswerte Wanderwege markiert waren. In Schwenningen beschloss der Gemeinderat 1962, das Wanderwegenetz auszubauen, und nahm dafür 275.000 DM in die Hand. Ziel war es bestehende Wege zu einem Rundweg rings um die Stadt zusammenzuführen. Aus allen Stadtteilen wurden hierzu auch Zubringerwege und Verbindungswege ausgebaut, so dass nicht nur vielfältige Zugänge zum Rundweg geschaffen wurden, sondern auch kürzere Spaziergänge ermöglicht wurden. Wem Wandern alleine nicht genügte, der konnte sich durchs Hölzle, Fäßlegrund und Schaienbuch auf dem Waldlehrpfad auf den Weg machen. Seit 1965 markiert mit dem "weißen Pilz" und mit vielerlei Infotafeln zu botanischen, waldbaulichen, jagdkundlichen und geologischen Themen ausgestattet, brachte der Lehrpfad dem Wanderer das Thema Wald auf vielschichtige Art näher. Heute gibt es den Lehrpfad leider nicht mehr. Dafür lockt der Geschichts- und Naturlehrpfad des Schwenninger Heimatvereins seit 2011 auf einem 20 km langen Rundweg mit 62 Informationstafeln. Verbindet man ihn mit dem Villinger Rundweg, fertiggestellt 2013, kann man sich die heimischen Wälder auf 52 Kilometern, vorbei an Geschichts- und Naturdenkmälern, erwandern. Eine Wanderbroschüre hierzu ist bei den Tourist-Informationen erhältlich.
Wer es noch sportlicher mochte, der konnte auf den Trimm-Dich-Pfaden seine Kondition trainieren und die Muskeln stärken. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts angelegt, waren sie die Freizeitsportanlage für jedermann und ein wichtiger Pfeiler des Breitensportgedankens. Auch im Winter haben die hiesigen Wälder schon lange Sportliches zu bieten, wie man der Loipenbroschüre der Kur und Bad GmbH Villingen-Schwenningen entnehmen kann. Der geneigte Leser erfuhr: "Es ist eine alte Binsenwahrheit, dass der Winter besonders erholsam ist, und deshalb ist es auch kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen draußen in der freien Landschaft, im Wald, in der klaren Winterluft bewegen möchten – und wo könnte man dies auf schönere, angenehmere und gesündere Weise tun, als auf einer Langlaufloipe." Dieser Aussage ist nichts hinzuzufügen, außer auf den Loipenservice des Forstamtes hinzuweisen https://v-s.link/gjz8v .
Erholung pur bieten hingegen die fünf Naturschutz- und vier Landschaftsschutzgebiete auf Villingen-Schwenniger Gemarkung. Allen voran das Schwenninger Moos, welches schon 1939 mit Hilfe des Reichsnaturschutzgesetzes unter Schutz gestellt wurde. Seitdem darf das Banngebiet innerhalb des Rundweges nicht mehr betreten werden. Die Flora und Fauna des Mooses kamen jedoch trotzdem in Bedrängnis. Über die Zeit verwaldete das Gebiet zusehends, so dass 1982 weitreichende Pflegemaßnahmen eingeleitet wurden. Seitdem findet man gelegentlich im Moos ganz spezielle Landschaftspfleger. Die Heideschnucke, eine genügsame Schafrasse, hilft ganz natürlich dabei, die Vegetation zu bewahren.
Für alle Tierliebhaber warten in den hiesigen Wäldern gleich zwei Wildgehege. Im Schwenninger Natzental kann man sowohl Rotwild als auch Wildschweine bestaunen, wohingegen im Wildgehege Salvest Damwild zu beobachten ist. Hier wird für die Kleinsten auch noch ein großer Kinderspielplatz mit Holzlokomotive geboten.
Wer bei so viel historischem Waldwissen den Wald noch immer vor lauter Bäumen sieht und Lust auf mehr hat, den begrüßen wir herzlich zum Waldtag am Röthenloch - (Schwarz-)Wald live am07. September 2024 von 10 - 16 Uhr. Anlässlich des 350-jährigen Bestehens des Röthenlochhofs ist der Waldtag Teil einer 10-tägigen Jubiläumsveranstaltung und bietet die Möglichkeit, den Wald in all seinen Facetten zu erleben https://v-s.link/dz95w .
Archivale des Monats August
School's out for Summer
Seit über 50 Jahren keine Langeweile dank Ferienprogramm
"Sei kein Frosch, mach mit" – so lautete das Motto des ersten Ferienprogramms der Stadt Villingen-Schwenningen im Jahre 1973. Das zweiwöchige Programm, organisiert von der Stadtjugendpflege, war damals einzigartig in Baden-Württemberg und hatte einiges zu bieten. Neben Tagesfahrten zum Beispiel nach Stuttgart in die Wilhelma oder an den Bodensee, für die die Kinder direkt in ihrem Wohngebiet per Bus abgeholt wurden, gab es auch Spiel und Spaß direkt vor Ort. Kein Wunder, dass das Ferienprogramm direkt ein Erfolg wurde. In den folgenden Jahren wurde es daher stetig ausgebaut und verlängert, so dass im Jahre 1975 ein sechswöchiges Programm mit 85 Einzelveranstaltungen in elf Stadtteilen geboten werden konnte. Mit dabei das 'Kunterbunte Spielekarussell" mit großer Tierschau, Ponyreiten und Spielothek. Eine Anmeldung war nicht nötig, man konnte nach Lust und Laune einfach vorbeikommen. Das krönende Finale fand am Hubenloch statt. Dort wurde das große Abschlussfest mit Zirkusprogramm, Malwänden, Kinderdisco, Ponyreiten und Fahrten in Polizei- und Feuerwehrwagen gefeiert. 1978 kam zum ersten Mal der Spielebus zum Einsatz, ein bemalter, umgebauter ehemaliger Berliner Doppeldecker.
All dies war nur durch den unermüdlichen Einsatz von freiwilligen, zumeist jugendlichen, Helfern möglich. Von Beginn an war es das Ziel, Kinder aus allen Gesellschaftsschichten anzusprechen und mehrfach wurde Kindern aus sozial schwächeren Familien die Teilnahme am Ferienprogramm durch Firmen- oder private Spenden ermöglicht. Das großangelegte Ferienprogramm der Doppelstadt war so einzigartig in der Bundesrepublik, dass die Europa-Welle-Saar 1976 eine Sendung zu dem Thema produzierte.
Dem großen Anklang zum Trotz, musste die Stadt Ende der Siebzigerjahre das Budget für das, doch recht kostspielige, Ferienprogramm, kürzen. Durch Spenden und Beiträge konnte es jedoch fortbestehen, wenn auch teilweise in etwas kleinerem Rahmen. Ab den Achtzigerjahren wurde der Familienfreizeitpark stark in das Ferienprogramm miteinbezogen. Teilweise wurden bis zu 2000 Besucher pro Tag verzeichnet und es wurde eine extra Haltestelle für den Linienbusverkehr eingerichtet. Geboten wurden über die Jahre Zirkus- und Akrobatikkurse, Kinderdisco und Politikerfragestunden sowie vieles, vieles mehr. So setzte sich die Erfolgsgeschichte des Ferienprograms auch in diesem Jahrzehnt fort.
Heutzutage heißt das Ferienprogram 'Endlich Ferien' und feiert in dieser Form 20-jähriges Jubiläum. Viele lokale Vereine und Einrichtungen sind stark in das Programm eingebunden und gewähren Einblicke hinter die Kulissen und in ihre alltägliche Arbeit. Das Programm und die Möglichkeit sich anzumelden finden Sie hier Online-Portal. Mit über 130 Veranstaltungen kommt auch heutzutage keine Langeweile auf!
Archivale des Monats Juli: Eine Genossenschaft mit Weitblick
Die Villinger Aussichtsthurm-Genossenschaft und die bewegte Geschichte des Aussichtsturms auf der Wanne
Wussten Sie schon, dass der Aussichtsturm auf der Wanne einer der ältesten Stahlfachwerktürme der Welt ist?
Die Genossen die sich 1888 zusammen taten und jeweils 200-Mark-Anteile zeichneten, wollten auf dem Berg Wanne hoch hinaus. Ein Aussichtsturm sollte die Stadt Villingen zusätzlich verschönern und Touristen anlocken. Dreißig Meter hoch und in ungewöhnlicher achteckiger Form mit Wendeltreppe, wurde der Turm am 16. September 1888 feierlich mit Bollerschüssen und mit großem Begleitprogram eingeweiht.
Auch wenn sich der Aussichtsturm in den nächsten Jahren großer Beliebtheit erfreute, ein rentables Projekt wurde er für die Genossenschaft nicht und daher entschied man sich den Turm der Stadt zum Kauf anzubieten. Dieses Angebot nahm die Stadt schließlich an und erwarb den Turm 1911. Ein Jahresabo konnte von nun an für eine Mark, eine einmalige Eintrittskarte für 20 Pfennige erworben werden. Bald jedoch erkannte man, dass sich Kosten und Einnahmen aufhoben und daher wurde der Aufstieg für jedermann kostenlos.
Über die Jahrzehnte blieb der Aussichtsturm ein beliebter Ausflugsort und so manches Waldfest wurde an seinem Fuße gefeiert. Mit der Zeit entwickelte sich der Turm auch zum Treffpunkt für Kinder und Jugendliche und wurde dabei häufig als Klettergerüst zweckentfremdet. Zusammen mit dem Zahn der Zeit, nagte dies jedoch erheblich an der Substanz des Bauwerks, welches zunehmend dem Verfall ausgesetzt war und schließlich aus Sicherheitsgründen zur Schließung führte.
Ewald Merkle, Ehrenbürger der Stadt Villingen-Schwenningen, rief die Aktion 'Rettet den Aussichtsturm" ins Leben und die Bürgerinnen und Bürger folgten dem Ruf und spendeten in zahllosen Veranstaltungen und Aktionen insgesamt 232.000 DM für die Instandsetzung. Die feierliche Wiedereröffnung wurde zunächst, Aufgrund der Terroranschläge vom 11. September 2001, auf den 05. Mai 2002 verschoben und fiel dann aufgrund schlechten Wetters buchstäblich ins Wasser. Die Aussicht in 30 Metern Höhe, die über den Schwarzwald über die Baar und bei gutem Wetter bis zu den Alpen reicht, kann man seitdem trotzdem wieder ungestört genießen.
Amt für Archiv und Schriftgutverwaltung
Winkelstraße 7, Bau D, 3. OG
78056 Villingen-Schwenningen
Abteilung Stadtarchiv
Lantwattenstraße 4
78050 Villingen-Schwenningen
Postanschrift
Postfach 12 60
78002 Villingen-Schwenningen
07721 / 82-1810
07721 / 82-1817
stadtarchiv@~@villingen-schwenningen.de
archivbibliothek@~@villingen-schwenningen.de
Ansprechpartner
Abteilungsleiter
Markus Teubert
Lantwattenstr. 4
78050 Villingen-Schwenningen
07721 / 82-1811
07721 / 82-1817