Spannende Fachtagung im Klosterhof setzt den Fokus auf die Demokratieförderung in der Jugendarbeit

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Der Erziehungswissenschaftler Dr. Benno Hafeneger machten den Gästen der Fach-tagung "Demokratie unter Druck (?)" deutlich, welche Herausforderungen es für junge Menschen in Bezug auf die Entwicklung eines positiven Demokratieverständnisses heutzutage gibt und wie die Jugendhilfe hier unterstützend und fördern agieren kann.

Welche Möglichkeiten gibt es, um in der Jugendarbeit wertebildend und demokratiefördernd wirksam zu werden? Wie kommt man mit Jugendlichen in eine fruchtbare politische Diskussion? Wie kann man auf Alltagsrassismus reagieren? Fragen wie diese standen bei der Fachtagung "Demokratie unter Druck (?)" im Klosterhof in Villingen-Schwenningen im Mittelpunkt. Rund 90 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Jugendarbeit, von Jugendhäusern über die Polizei bis hin zur Ganztagesbetreuung, waren bei diesem Fachtag mit dabei, der in Kooperation zwischen dem städtischen Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS) und dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg realisiert wurde.

Im Zentrum der Veranstaltung stand der Fachvortrag des Erziehungswissenschaftlers Dr. Benno Hafeneger, der seine Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Jugendbildung, Jugendkulturen und Rechtsextremismus gesetzt hat. Er führte die Gäste im Klosterhof in seinem Vortrag "Demokratiegefährdende Einstellungen und rechte Extremismus – Herausforderungen für Politik und Zivilgesellschaft, Erziehung und Bildung" die Schwierigkeiten und Herausforderungen vor Augen, denen sich nicht nur die heutige Jugend, sondern auch die heutige Jugendarbeit stellen muss.

"Die junge Generation wächst unter Krisenverhältnissen auf", betont Dr. Hafeneger und zählt dazu nicht nur die verschiedenen Kriege der aktuellen Zeit oder die Corona-Pandemie, sondern auch die Demokratieentwicklung.

Dabei, so Hafeneger, brauche es nicht den Blick auf die große Politik, denn schon im täglichen Miteinander sei es keine Seltenheit mehr, dass man mit ideologischen Vorurteilen und Alltagsrassismus konfrontiert werde. "Wir haben mittlerweile zahlreiche Parteien und Organisationen mit politisch extremen Einstellungen und einem hohen Maß an Öffentlichkeit". Zudem sei die extreme Szene mittlerweile hochgradig differenziert, so Dr. Hafeneger weiter, und umfasse beispielsweise eine immer stärker werdende rechtsintellektuelle Szene in der Wissenschaft sowie junge Influencerinnen und Influencer, die ihre Inhalte dazu nutzen, rechtsideologische Nachrichten zu verbreiten, die vor allem an ein jüngeres Publikum gerichtet sind.

Diese vielschichtige Szene ist durch mehrere zentrale Merkmale ideologisch miteinander verbunden, wie der Referent weiter ausführte. Dazu gehören unter anderem ein dichotomes Weltbild, eine Ungleichwertigkeitsvorstellung, eine kulturpessimistische Untergangsstimmung, eine gezielt genutzte Sprachverrohung oder auch die Einführung von bewusst ideologisch gefärbten Begriffen und Narrativen, die durch eine rasche mediale Verbreitung schnell Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch finden.

Wie gelingt es nun, in einem so herausfordernden Umfeld Kindern und Jugendlichen ein gesundes Demokratieverständnis aufzuzeigen? "Man wird auf Gedeih und Verderb erwachsen", so Dr. Hafeneger, "die Frage dabei ist nur, wie".

Familie, Schule, soziales Umfeld oder auch das Internet können junge Menschen in diesen Zeiten begleiten und beeinflussen. "Die Frage muss sein, was die heutigen Erwachsenen der jungen Generation anbieten kann, um das Erwachsenwerden attraktiv zu machen?", so der Impuls von Dr. Hafeneger. Seiner Ansicht nach braucht es mehr Optimismus, allen voran mehr Bildungsoptimismus, um dem zunehmenden Pessimismus in jungen Generationen entgegenzutreten. Konfrontationen mit Ängsten und Sorgen solle man sich im Umgang mit Jugendlichen dabei genauso stellen wie Alltagsrassismus, so der Appell des Redners. "Dabei darf auch gestritten werden. Wichtig ist nur, dass dabei die Kommunikation nicht abgebrochen wird."

Gerade in der Erziehung und der Bildung muss nach Ansicht von Dr. Hafeneger "von Anfang an" Demokratieerziehung dazugehören. "Die Jugend muss positive Demokratieerfahrungen machen". Beispielsweise bereits in der Schule, wo der Referent Kritik und Diskurs als Kern der politischen Bildung sieht, durch welche junge Menschen unter Begleitung von Erwachsenen an die Demokratie geführt werden können.

Nach einer kurzen Diskussionsrunde ging es im zweiten Teil des Fachtages in verschiedene Workshops. Bei Angeboten wie "REspect! – aktiv gegen Hetze im Netz" oder "Anti-Bias – Umgang mit (un)bewussten Vorurteilen" konnten die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den aktiven und produktiven Umgang mit Alltagsrassismus, Hetz, Vorurteile und weiteren Themen einsteigen.

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