Archivale des Monats: Herbstbräuche und Erntedank

Ein älteres Foto, auf dem Pferde eine große und vollbepackte Schunbkarre ziehen.
Auf dem Foto zu sehen ist ein festlich geschmückter Erntewagen mit vier stattlich aufge-schirrten Pferden. Nach dem Erntedankgottesdienst war es üblich mit einem festlichen Umzug zum Schwenninger Marktplatz zu ziehen, mit anschließender Ansprache durch das Stadtoberhaupt sowie Musik und Tanz. (Erntedankfest ca. 1950: Best. 5.22, Nr. 407)

Herbstbräuche sind weltweit verbreitet. Neben dem Erntedankfest gibt es viele alte und regi-onale Erntebräuche. Beispiele hierfür sind die Bräuche 'Sichelhenke', 'Kilbig', 'Hahnentanz', 'Kornmutter' und 'Zehntgänger'. Die Informationen hierzu stammen aus der 'Stadtchronik' (Best. 5.22), welche eine umfangreiche Fundgrube für heimatkundliche Forschungen bietet.

Sichelhenke oder 'Sichelhai’ke' war im alten Schwenningen der Name für das bäuerliche Ern-tefest. Der Bauer lud seine Schnitter nach getaner Arbeit ein. Die Ankommenden schlugen die Sicheln reihenweise in die Zimmerbalken, danach wurde geschmaust und getrunken. Nach dem Essen wurde gespielt und gekegelt, es gab Musik und Tanz, schließlich wurden die Schnitter ausbezahlt.

Mit Kilbig bezeichnet man auf der Baar das Kirchweihfest. Die Bräuche der Sichelhenke sind häufig auf die Kirchweih übergegangen. Die Kirchweih ist ein öffentliches Fest, die Sichel-henke eine Feier einer einzelnen Hausgemeinschaft.

Der Hahnentanz wurde zur Sichelhenke abgehalten. Dabei musste die Tänzerin ihren Tanz-partner geschickt emporheben, um einen Hahn zu gewinnen. Dieser Hahn saß meist in einem Korb, woher der Ausdruck 'Hahn im Korb' kommt.

Die Kornmutter ist die weibliche Gottheit unserer Ahnen, der mütterlich fruchtbare Geist des Kornfelds. Die Menschen wussten, dass man der Natur nichts nehmen darf, ohne es ihr ir-gendwie wieder zu geben - so sollte die göttliche Ordnung gewahrt bleiben. Auf dieser Vor-stellung beruhen die meisten mit der Ernte zusammenhängenden alten Bräuche.

Der Zehntgänger kam auf den Acker, um jede zehnte Garbe für die Herrschaft zu beschlag-nahmen. Der Zehnte war zu früherer Zeit die allgemeine Form der Steuer und wurde in die Zehntscheuer gebracht.

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