Slip

Angus Braithwaite, Benedict Drew, Dermot O'Brien, Maria Theodoraki, Nicholas Brooks, Simon Patterson, Rudolf Reiber

'SLIP' – Die Ausstellung um Kunst und Sprache

oder: von der Vieldeutigkeit von Wort und Bild

"Bananen haben zahlreiche Bedeutungen", beginnt der Leipziger Kulturwissenschaftler Lutz Eitel seinen Text im Ausstellungskatalog, und fährt fort: "Sie sind die Hauptmahlzeit der Affen. Sie werden von Rassisten nach dunkelhäutigen Fußballern geworfen. Sie sind perfektes Produktdesign mit eingebauter Verpackung, wie es nur Mutter Natur zu entwerfen versteht. Sie sind Porträts von Andy Warhol und darüber hinaus Ikonen der Pop Art. … Aber wenn die Frucht erst verspeist ist und die übrig gebliebene Schale achtlos auf den Bürgersteig geworfen, dann entwickelt die Banane eine ganz einzigartige Zweckgerichtetheit, mit der sie alle Erzählstränge in eine einzige Handlung bündelt: Die Schale wartet, dass jemand auf ihr ausrutscht."

Unter dem Ausstellungstitel 'SLIP' – sie wurde vom Künstler Rudolf Reiber und Galerieleiter Wendelin Renn gemeinsam kuratiert und in Kooperation mit dem Kunstverein Buchholz/Nordheide erarbeitet – zeigt die Städtische Galerie Villingen-Schwenningen vom 5. Juli bis 30. August 2015 Bilder, Skulpturen, Installationen und Video-Arbeiten von sieben jungen Künstlern aus Griechenland, Großbritannien und Deutschland. Maria Theodoraki, Angus H Braithwaite, Nicholas Brooks, Benedict Drew, Dermot O'Brien, Simon Patterson und Rudolf Reiber setzen sich in ihrem künstlerischen Schaffen in unterschiedlichsten Medien mit dem Thema Sprache und deren Verständnis/Missverständnis auseinander und zeigen Bilderfindungen, die in ihrer Bedeutung verschiedene Lesarten ermöglichen. Gemeinsam ist allen, daß sie sich in London kennen gelernt und ihre jeweilige künstlerische Arbeit zu schätzen wissen. So ist der Ausstellungstitel 'SLIP' zugleich Programm, bedeutet er in der deutschen Sprache doch was völlig anderes, als im anglikanischen Sprachraum.

Angus H Braithwaite nutzt Sprache in seinen Performances und seinen Installationen und Skulpturen, um das absurde Scheitern des modernen Menschen vor Augen zu führen. Benedict Drew untersucht in seinen Installationen die Kommunikation zwischen Mensch und analoger und digitaler Technik, während Maria Theodoraki, Dermot O’Brian oder Rudolf Reiber in ihren Arbeiten das Kommunikationsmittel 'Sprache' untersuchen und aufzeigen, wie diese heute in Kunst und Wissenschaft benutzt wird. Nick Brooks wiederum kombiniert neue Ausdrucksmöglichkeiten in Film und Animation, um eine neue 'Sprache der Archäologie' zu finden. Simon Patterson untersucht in seinen Bildern unterschiedliche Formen von Codierungen und Systematiken.

"Je genauer wir die tatsächliche Sprache betrachten", zitiert Lutz Eitel in seinem Katalogtext den Philosophen Ludwig Wittgenstein, "desto größer wird der Widerstreit zwischen ihr und unserer Forderung. Der Widerstreit wird unerträglich; die Forderung droht nun, zu etwas Leerem zu werden. Wir sind aufs Glatteis geraten, wo die Reibung fehlt, also die Bedingungen in gewissem Sinne ideal sind, aber wir eben deshalb auch nicht gehen können. Wir wollen gehen; dann brauchen wir die Reibung. Zurück auf den rauen Boden!"

Alle Kunstinteressierten sind in diesem Sinne herzlich eingeladen, sich selber ein Bild über die verschiedensten 'Sprach-Bilder' in der Ausstellung 'SLIP' zu machen, und 'Reibung' auf dem "rauen Boden" künstlerischen Denkens zu erspüren.