Der unbekannte Fontana

In den großen Museen der Welt hängen seine berühmten Schnitt-Bilder (Tagli), seine perforierten Leinwandarbeiten (Buchi) oder seine Reliefbilder (Teatrini). Dass Lucio Fontana auch ein herausragender Zeichner war und ein reiches grafisches Werk mit figürlichen Arbeiten geschaffen hat, ist der Kunstwelt bisher weitgehend unbekannt geblieben.

Die Ausstellung der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen präsentiert zum erstenmal umfassend diese Werkgruppe mit zahlreichen Studien zu figurativen Skulpturen, frühe Zeichnungen von futuristischen Roboterwesen sowie großformatige Menschenbilder. Im Zentrum der Ausstellung stehen die eigenständigen Pinsel-Zeichnungen mit erotischen Akten. Ein weiterer Höhepunkt bildet die begehbare Rekonstruktion der Raum-Installation 'Ambiente Spaziale', mit der Lucio Fontana bei der documenta 4 in Kassel 1968 beim internationalen Kunstpublikum Furore machte. Abgerundet wird die Ausstellung mit großformatigen farbigen Zeichnungen sowie mit Tagli, Buchi und Theatrini - von Fontana durchgehend 'Concetto spaziale' betitelt -, die bisher selten in Europa präsentiert wurden.

Das Konvolut von zumeist erstmals ausgestellten Zeichnungen zur menschlichen Figur ist zwischen 1940 und 1960 parallel zu seinen berühmten Bildern mit der zerschnittenen oder durchlöcherten Leinwand, seinen raumgreifenden Neon-Arbeiten, seinen Entwürfen für Bühnenbilder und Mode oder seinen Skulpturen entstanden. Die Auswahl der Werke – insgesammt sind ca. 100 Arbeiten zu sehen - unterstreicht die besondere Stellung des Künstlers für die Kunst des 20. Jahrhunderts.

Dass diese Werkgruppe erstmals in dieser Form gezeigt werden kann, ist dem großen Entgegenkommen der Fondazione Lucio Fontana in Mailand zu verdanken, von der zahlreiche Werke für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wurden. Weitere Leihgaben aus verschiedenen europäischen Museen und Galerien wie von privaten Sammlungen ergänzen die Präsentation und zeigen einen neuen, faszinierenden Aspekt im künstlerischen Werk von Lucio Fontana.

Ausstellungsdauer

18. Oktober 2003 bis 11. Januar 2004

Uraufführung zur Vernissage

UA: 18. Oktober 2003
Musik: Massimo Gatti
'Trio per diciotto corde'

Massimo Gatti, Mandoline
Aldo Navazio, Gitarre
Claudio Frigerio, Violoncello