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Überraschender Zufallsfund im Burenhaus

Als Ute Schulze, heute Amtsleitung für Archiv und Schriftgutverwaltung, 2004 den Dachboden des Burenhauses erklomm, ging sie davon aus, alte Rentenakten zur Begutachtung vorzufinden. Doch es kam ganz anders. Die Feuerwehr hatte gebeten, die alten Akten auf dem Dachboden des Burenhauses aus Brandschutzgründen zu entfernen. So wurde das Stadtarchiv informiert, um die Akten auf Archivwürdigkeit zu überprüfen. Doch die angeblichen Rentenakten entpuppten sich schnell als Unterlagen ganz anderer Herkunft. Unter einer zentimeterdicken Staubschicht verborgen schlummerten alte Akten der UNRRA (Hilfs- und Rehabilitationsverwaltung der Vereinten Nationen) und des Requisitionsamtes. Bei genauerer Durchsicht der Unterlagen fiel Frau Schulze das Archivale des Monats Januar in die Hände. 

 

Es handelt sich um eine Liste, verfasst vom Leiter des Centre PDR (Heim für Vertriebene und Flüchtlinge), in welcher ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz aufgelistet sind. Diese waren im Juni 1945 im Beethovenhaus untergebracht. Unterhalb der Liste vermerkte der Leiter: „Alle hier aufgelisteten Polen haben nur, die Kleidung die sie am Leibe tragen, überwiegend Kleidung des deutschen Reichsarbeitsdienstes. Sie brauchen Zivilbekleidung.“ Der kommandierende Capitaine des Centre PDR bestätigt mit seiner Unterschrift und Stempel, dass die geforderte Bekleidung absolut notwendig sei.

 

Das Centre PDR und der Militärgouverneur Français in Rottweil ordneten für die Stadt Schwenningen und auch andere umliegende Gemeinden mehrfach an, von Ihren Bürgerinnen und Bürgern Gegenstände, wie Wolldecken, Bekleidung oder Möbel, einzusammeln. Die gesammelte Kleidung war für frühere französische Gefangene bestimmt und wohl auch für die ehemaligen Auschwitz-Häftlinge. Bei den Sammlungen handelte es sich um sogenannte Requisitionen, die Beschlagnahmung von zivilen Sachgütern. 

Dank dieses Zufallsfundes wissen wir, dass auch ehemalige Auschwitz Häftlinge nach der Befreiung des Konzentrationslagers am 27.01.1945, diese jährt sich dieses Jahr zum achtzigsten Male, in Schwenningen temporär Zuflucht fanden. 

Vom Vergnügen des Schlittschuhlaufens für jedermann und den Anfängen des Eissports in unserer Stadt

Wenn die Nächte kürzer werden und der Winter Einzug hält, dann wird in Villingen-Schwenningen nicht nur sehnsüchtig auf den ersten Schnee gewartet, sondern auch darauf, dass die klirrende Kälte die Seen zufrieren lässt. Schon früher war dann die Zeit gekommen, sich warm einzupacken und mit den Schlittschuhen loszuziehen. 

Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die Begeisterung für das Eislaufen in unserer Heimat auszubreiten. Wie in anderen Sportarten auch tat man sich gerne zusammen und gründete einen Verein. Zunächst 1872 die Villinger mit dem Schlittschuh-Club und 1891 folgten die Schwenninger mit dem Eisklub. 

Die Villinger trafen sich schon damals auf der städtischen Eisbahn beim Forsthaus, also auf dem Eisweiher, zum Vergnügen auf dem Eis. Damit der Spaß nicht mit Sonnenuntergang endete, wurde die Eisfläche schon Anfang des 20. Jahrhunderts elektrisch beleuchtet. Später baute man auch ein Ticket- und Garderobenhäuschen. Die Eröffnung der Eisfläche wurde durch das Aufziehen einer Flagge kenntlich gemacht. 

In Schwenningen traf man sich zunächst am Moosweiher zum Schlittschuhlaufen. Besonders beliebt waren Feste mit Musik und Spielen. Am 20.07.1904 gründete sich im Gasthaus zum „Löwen“ der Schwimm- und Eisclub und trat damit in die Fußstapfen des mittlerweile aufgelösten Eisklubs. Erst Tage zuvor waren vier junge Schwenninger im Bad Dürrheimer Salinen-Weiher ertrunken, da sie nicht schwimmen konnten. Der Fokus des SEC lag daher zunächst auf Schwimmunterricht und Rettungsschwimmen. Doch das Eislaufen war eine ideale Ergänzung zum Schwimmangebot, welches im Freibad Neckarbad freilich nur im Sommer angeboten werden konnte. So trieb man die Idee einer Eisbahn voran, welche ab 1909 zunächst im kleinen Brühl, später auf der Stadtwiese beim alten Turnplatz betrieben wurde. An Sonntagnachmittagen spielte die Blasmusikgruppe der Stadtmusik regelmäßig in einem auf dem Eis fahrbaren Musikhäuschen auf. Der Grundstein für die Eishockeytradition in Schwenningen wurde 1926 gelegt, als sich die erste Mannschaft des SEC gründete. Zur selben Zeit kam auch Curling ins Repertoire des Vereins. Schnell wurde die Eishockeymannschaft erfolgreich. In den Jahren 1931–1936 hielt man unangefochten den württembergischen Meistertitel. 

Das Repertorium – das historische Google

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie man eigentlich eine Stadtgeschichte schreibt? Wie finden Historiker hierzu die passenden historischen Quellen und spannende Informationen? Das ist häufig gar nicht so einfach und erfordert viel Geduld und Recherchearbeit. Eine der wichtigsten Anlaufstellen für die Recherche sind Archive. Hier werden historische Dokumente, sogenanntes Archivgut, dauerhaft aufbewahrt und erhalten. Um sie jedermann zugänglich zu machen, wird das Archivgut inhaltlich erschlossen. Hier hat das Repertorium, auch Findbuch, seinen großen Auftritt. In ihm werden die einzelnen Dokumente, auch Archivalien genannt, gelistet, geordnet und katalogisiert. Und so macht auch die Bezeichnung Repertorium Sinn, leitet sie sich doch vom Lateinischen 'reperire' ab, was so viel wie auffinden oder ermitteln heißt. Wir haben es hier sozusagen mit dem historischen Vorgänger von Google zu tun. 

Das Archivale des Monats des Stadtarchives Villingen-Schwenningen ist ein Repertorium aus Villingen. Verfasst wurde es vom Stadtschreiber Johann Michael Grüninger, welcher 1681 vom Stadtrat beauftragt wurde, das im Dreißigjährigen Krieg in Unordnung gebrachte Archiv neu zu ordnen. Diese Informationen sind dem von Grüninger selbst verfassten Vorwort vom 16. Dezember 1686 zu entnehmen. Er nahm sich dieser Aufgabe an und ordnete sowohl geistig als auch politisch überbrachte Archivalien in diesem Findbuch neu und archivierte sie sorgfältig in Archivschränken. Im Franziskanermuseum kann man in der Ausstellung den Archivschrank des Spitalarchivs bewundern. Eine schon damalige Besonderheit ist, dass auch Archivalien kirchlichen Ursprungs mit aufbewahrt und verzeichnet wurden und so kommt es, dass das Stadtarchiv auch heute noch Bestände kirchlichen Ursprungs im Bestand hat. Nach dem Vorwort schließt sich das Register an. In diesem ordnete Grüninger die Dokumente, wie damals noch üblich, Sachgebieten zu. Anschließend listet Grüninger fein säuberlich unter jeder Signatur die einzelnen hierzu gehörigen Archivalien mit Titel und Ursprungsjahr auf und vergibt ihnen die jeweils individuelle Signatur. Mit dieser kann man das Archivale dann im Archivschrank leicht finden. 

 

Jetzt wissen Sie, wo die ganzen Informationen für die Stadtgeschichtsbücher Villingen-Schwenningen recherchiert wurden. Sie kennen die noch nicht? Das Stadtarchiv hat die Geschichte Villingen-Schwenningens in zwei Buchbänden veröffentlicht. Hier kann man alles Wichtige über die Entwicklung unserer Stadt nachlesen. Im dazugehörigen praktischen Schuber kann man die Bücher nicht nur formschön aufbewahren, sondern man kann Sie auch perfekt verschenken. Für alle VS-Liebhaber oder die, die es noch werden wollen. Das Beste: Zusammen kosten Bücher und Schuber nur 74 €* und sind beim Stadtarchiv, den Touristeninformationen oder per Mail an stadtarchiv@villingen-schwenningen.de zu erwerben. 

Bei wem liegt die Stadtgeschichte dieses Jahr unter dem Weihnachtsbaum?

*anstatt 79 € im Einzelkauf; zuzüglich Versandkosten. 

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