Die Stadt Villingen-Schwenningen strebt zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Einführung des Quartiersmanagements an. Gestartet werden soll im Stadtbezirk Schwenningen, Schwenningen-Innenstadt. Die Projektumsetzung erfolgt im Rahmen einer Zuwendung.
Ausgangslage/Bedarf
Quartiere in VS
Villingen-Schwenningen ist in sieben sozialräumliche Quartiere eingeteilt (Quelle Stadt VS-Stadtplanungsamt-Statistikstelle). Insbesondere im Stadtbezirk Schwenningen liegt durch die Bevölkerungsentwicklung ein Migrationsanteil von knapp 55 % vor. Dies bedeutet besondere Herausforderungen für das Zusammenleben der Menschen. Zunehmend fühlen sich Menschen, die dort seit Jahrzehnten leben, dadurch fremd und zum Teil auch in ihrer Lebenswelt bedrängt. Dadurch wird eine Integration der Menschen mit Migrationshintergrund in die Quartiere erschwert und führt oft zum Rückzug in die eigene soziale und kulturelle Lebenswelt, auch bei den Einheimischen (Subkulturen).
Das Projekt Quartiersmanagement soll mit dem ersten Team zunächst in einem Quartier starten, in dem es besondere Problemlagen und besonderen Handlungsbedarf gibt.
Die Stadtverwaltung VS hat festgelegt, dass im Stadtbezirk Schwenningen-Innenstadt angesetzt wird, in dem soziale Indikatoren wie der Anteil Alleinerziehender, der Anteil an Arbeitslosen, an Menschen in Armut, an schlechtem Wohnraum und eben auch an Menschen mit Migrationshintergrund besonders auffällig sind.
Schwenningen Mitte (Innenstadt Nord und Süd)
Statistische Daten für Schwenningen Mitte
(Quelle Stadt VS-Stadtplanungsamt-Statistikstelle, 2022)
Anteil Einwohner: Erwachsene, Kinder, Jugendliche im Stadtbezirk Schwenningen: 34.386
Anzahl junger Menschen von 10-18 Jahren Gesamt VS: 6.790, davon im Stadtbezirk Schwenningen
- Innenstadt Süd und Nord Schwenningen: 595
- Schwenningen Nord: 1.063
- Schwenningen Süd: 1.183
= gesamt: 2.841
Im Quartier Schwenningen Mitte liegt
- die Arbeitslosenquote mit 5,5 %,
- der Ausländeranteil mit 46% und
- der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund mit 62,45%
im Vergleich zu den anderen Quartieren an vorderster Stelle.
Beim Alleinerziehenden-Anteil belegt das Quartier mit 4,7 % den zweiten Platz.
Zusätzlich für dieses Quartier spricht, dass das bauinvestive Projekt Sanierungsgebiet Innenstadt Schwenningen vollständig im hier vorgeschlagenen Start-Quartier liegt. Ein Team aus Quartiersmanagern soll hier Brücken bauen, die Integration der Menschen intensivieren sowie Konflikte gemeinsam lösen.
Ziele und Aufgaben von Quartiersarbeit
Lebenswelten bilden sich wesentlich in Sozialräumen, sprich in Quartieren ab. Quartiere sind also soziale Räume, mit denen sich Menschen identifizieren, die dort leben und dort soziale Beziehungen pflegen.
Ziele im Einzelnen sind:
- Identifikation der Bewohner mit ihrem Wohnumfeld
- Verbesserung des sozialen Zusammenlebens und Zusammenhalts
- Nationalitäten, Werte und Lebensweisen zueinander bringen und als Gewinn erleben
- Stimmungswandel im Quartier durch Befriedung von Konflikten
- Mitwirkungsbereitschaft bei gemeinsamen Aktionen und Projekten
- Organisation von Beteiligungsprozessen
- Förderung von Engagement
- Aktivierung von Selbstorganisation
Aufgaben der Quartiersmanager
(aus: Aufgaben und Rollen in der Quartiersarbeit; Bertelsmann-Stiftung 2018)
Das Quartiersmanagement hat eine zentrale Rolle in den vielfältigen Arbeitsbeziehungen und Netzwerkstrukturen der unterschiedlichen Akteure in einem Quartier, die an der Erneuerung mitwirken. Das konkrete Aufgabenpaket bzw. die Arbeitsteilung von Quartiersmanagement und Stadtverwaltung ist von Stadt(teil) zu Stadt(teil) unterschiedlich. Auch die Zuordnung der Aufgaben zur Steuerungsebene innerhalb der Verwaltung oder der Organisation vor Ort im Stadtteilbüro wird sehr individuell entschieden.
Zu den wichtigsten Aufgaben (in alphabetischer Reihenfolge) gehören:
- Anlaufstelle vor Ort sein: Der kurze Draht durch die Vor-Ort-Präsenz des Stadtteilbüros (Quartiersmanager) ist niedrigschwellig, erhöht die Transparenz und vermindert Reibungsverluste im Kontakt mit der Bewohnerschaft und anderen Stadtteilakteuren.
- Bewohnerinnen und Bewohner beteiligen: Die Beteiligung der Bewohnerschaft im Erneuerungsprozess wird gewährleistet und gestaltet. Das Quartiersmanagement wendet dabei verschiedene Methoden an, die auf die Interessen und die Fähigkeiten der Bewohnerschaft Bezug nehmen.
- Controlling und Evaluierung: Das Quartiersmanagement hat die Aufgabe, die Projektfortschritte zu beobachten, zu dokumentieren und auszuwerten. Sowohl für die Prozessqualifizierung nach innen als auch für eine Legitimation nach außen müssen eine regelmäßige Evaluierung sowie ein internes Controlling stattfinden.
- Kommunikations- und Vernetzungsaufgaben im Stadtteil: Eine zentrale Aufgabe ist es, Netzwerkbeziehungen im Stadtteil zu fördern. Dazu gehört es, Stadtteilgremien zu organisieren und zu betreuen sowie Akteure zu bestimmten Themen zu vernetzen. Gängige Instrumente sind z. B. Runde Tische, Arbeitskreise oder Stadtteilkonferenzen.
- Öffentlichkeitsarbeit: Ergänzend zur Arbeit im Handlungsfeld „Image und Identität“ werden die Notwendigkeiten und Methoden der Quartiersarbeit nach außen vertreten.
Personelle Besetzung des Quartiersmanagements
Angesichts der Bandbreite an Handlungsfeldern wird für das Quartiersmanagement je Quartier (Sozialraum Schwenningen Innenstadt) eine Doppelbesetzung (Tandemteam) mit je einer Person aus dem kommunikativen emphatischen Bereich einerseits und einer sozialwissenschaftlich bzw. -pädagogischen Fachkraft andererseits als zielführend gewählt. Da es sich nicht um ein originär investives Programm handelt, liegt der Umsetzungsschwerpunkt im Stadtteil auf Beziehungsarbeit, Veranstaltungsorganisation und der Funktion des „Brückenbauers“.
Gerade mit Blick auf den hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund in den Quartieren wäre auch eine interkulturelle Besetzung der Quartiersmanager denkbar.
Zuschlagskriterien
Der Träger verfügt zwingend über die erforderlichen fachlichen Kompetenzen in der Organisation und Durchführung von vergleichbaren Projekten. Dazu gehören:
- Finanzplan unter Berücksichtigung des Preis-Leistungs-Verhältnisses (max. 30 Punkte)
- Regionale Bindung und Verankerung des freien Trägers im Sozialraum Schwenningen Innenstadt (max. 15 Punkte)
- örtliche Kenntnisse der Sozialstrukturen in der Gesamtstadt, insbesondere im Sozialraum Schwenningen-Innenstadt (max. 15 Punkte)
- langjährige, praktische Erfahrung auf dem Gebiet der Sozialarbeit im Sozialraum (max. 10 Punkte)
- bestehendes Kontaktnetzwerk in der Gemeinwesenarbeit (max. 20 Punkte)
- Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung (max. 10 Punkte)
- flexible Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen und Herausforderungen im Sozialraum (max. 20 Punkte)
Mögliche Gesamtpunkte: 120 Punkte. Bei den einzelnen Zuschlagskriterien werden bei Nichterfüllung je nach Ausprägung Punkte in Abzug gebracht. Zur Vergabe müssen mindestens 100 Punkte erfüllt sein.
Projektzeitraum
Das Projekt soll nach Möglichkeit im ersten Quartal 2025 beginnen. Als Gesamtlaufzeit des Projekts steht der Zeitraum 01.01.2025 bis 31.12.2026 zur Verfügung. Es besteht die Möglichkeit nach der Laufzeit die Vereinbarung um 2 Jahre zu verlängern (vorbehaltlich einer Beschlussfassung im Gemeinderat). Für den Zeitraum wird eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen.
Finanzierung
Für das Projekt Quartiersmanagement stehen begrenzte Haushaltsmittel zur Deckung der Projektkosten zur Verfügung. Die Projektmittel werden nach der Auswahl des Trägers als Zuwendung bewilligt, dazu ergeht ein Zuwendungsbescheid.
Zur Abwicklung des Projekts gehört die eigenständige Beantragung und Abrechnung möglicher Fördermittel im Arbeitsfeld Quartiersmanagement.
Einzureichende Unterlagen und Hinweise
- Konzept zur Umsetzung des Quartiersmanagements im Stadtbezirk Schwenningen-Innenstadt
- Aufstellung des Finanzplans unter der Berücksichtigung von 2 Vollzeitstellen, Sachkosten und zu erwartende Fördermittel
- Nachweis der freien Trägerschaft
Projektträgerwettbewerb:
Beim dem Auswahlverfahren handelt es sich nicht um ein Interessensbekundungsverfahren oder eine Ausschreibung im Sinne des § 55 LHO. Rechtlich Ansprüche oder Forderungen bestehen mit der Teilnahme am Wettbewerb nicht. Die Teilnahme ist unverbindlich. Es erfolgt keine Kostenerstattung für die Bewerbung.
Es werden ausschließlich Bewerbungen von freien Träger entgegengenommen. Das unternehmerische Risiko obliegt alleinig dem Projektträger.
Kinder- und Jugendschutz: Bei Projekten mit Angeboten für Kinder und/oder Jugendlichen, die mit Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe nach SGB VIII vergleichbar sind, sind die gesetzlichen Vorgaben des Kinderschutzes zu beachten.
Bewerbungsfrist
Die Bewerbungsunterlagen sind sowohl per Post als auch digital beim
Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport, Rietstr.8, 78050 Villingen-Schwenningen bis 06.Dezember 2024 um 12 Uhr einzureichen. Bewerbungen können ab sofort eingereicht werden Verspätet eingehende Bewerbungen können nicht berücksichtigt werden.
Die Auswahl des Trägers erfolgt voraussichtlich am 10.Dezember 2024.
Kontakt und Informationen
Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport
Rietstr. 8
78050 Villingen-Schwenningen
Tel. 07721/821203 (Ansprechpartnerin Sabine Braun)