Der Wald im Laufe der Zeit - Archivale des Monats September 2024

Warum tiefer in den Schwarzwald schweifen, wenn die städtischen Wälder liegen so nah? Die Stadt Villingen-Schwenningen besitzt den zweitgrößten Kommunalwald in Baden-Württemberg – Grund genug für einen Blick auf die Themen Freizeit und Erholung im Wald im Laufe der Zeit.

Der städtische Wald ist nicht nur ein wirtschaftlicher und klimatischer Faktor, er bietet Bürgerinnen und Bürgern auch Erholung und Entspannung. Waldbaden oder Achtsamkeitsübungen im Wald sind zwar relativ junge Konzepte, den Wald in der Freizeit zu nutzen, ist jedoch schon viel länger beliebt. So eben auch in Villingen-Schwenningen, wie unser Archivale des Monats September zeigt. 

Im Vorwort der Broschüre "Villingen-Schwenningen informiert: Der Stadtwald" schreibt der damalige Oberbürgermeister Dr. Gerhard Gebauer: "In jüngster Zeit wächst die Erkenntnis, daß der Wald als Erholungsraum unverzichtbar ist. Der im Alltag gestreßte Mensch findet Ausgleich und Lebenskraft in der Stille unserer Wälder. Der Stadtwald Villingen-Schwenningen ist dazu durch ein gut ausgebautes Wegenetz erschlossen. Dem Wanderer stehen zahlreiche Rastplätze und Einrichtungen für Sport und Spiel zur Verfügung." 

Doch was hatte der Wald der Stadt denn so zu bieten? Einer der Pioniere in dieser Hinsicht war Oberförster Ganter (1848-1895). Er legte das erste große Netz von Spazier- und Wanderwegen an und erschloss so den Villinger Stadtwald auch für den Tourismus. Wandern wurde über die Jahre immer beliebter, was auch die Wanderkarte über den Stadtwald Villingen von 1929 zeigt, auf welcher besonders empfehlenswerte Wanderwege markiert waren. In Schwenningen beschloss der Gemeinderat 1962, das Wanderwegenetz auszubauen, und nahm dafür 275.000 DM in die Hand. Ziel war es bestehende Wege zu einem Rundweg rings um die Stadt zusammenzuführen. Aus allen Stadtteilen wurden hierzu auch Zubringerwege und Verbindungswege ausgebaut, so dass nicht nur vielfältige Zugänge zum Rundweg geschaffen wurden, sondern auch kürzere Spaziergänge ermöglicht wurden. Wem Wandern alleine nicht genügte, der konnte sich durchs Hölzle, Fäßlegrund und Schaienbuch auf dem Waldlehrpfad auf den Weg machen. 

Seit 1965 markiert mit dem "weißen Pilz" und mit vielerlei Infotafeln zu botanischen, waldbaulichen, jagdkundlichen und geologischen Themen ausgestattet, brachte der Lehrpfad dem Wanderer das Thema Wald auf vielschichtige Art näher. Heute gibt es den Lehrpfad leider nicht mehr. Dafür lockt der Geschichts- und Naturlehrpfad des Schwenninger Heimatvereins seit 2011 auf einem 20 km langen Rundweg mit 62 Informationstafeln. Verbindet man ihn mit dem Villinger Rundweg, fertiggestellt 2013, kann man sich die heimischen Wälder auf 52 Kilometern, vorbei an Geschichts- und Naturdenkmälern, erwandern. Eine Wanderbroschüre hierzu ist bei den Tourist-Informationen erhältlich.

Wer es noch sportlicher mochte, der konnte auf den Trimm-Dich-Pfaden seine Kondition trainieren und die Muskeln stärken. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts angelegt, waren sie die Freizeitsportanlage für jedermann und ein wichtiger Pfeiler des Breitensportgedankens. Auch im Winter haben die hiesigen Wälder schon lange Sportliches zu bieten, wie man der Loipenbroschüre der Kur und Bad GmbH Villingen-Schwenningen entnehmen kann. Der geneigte Leser erfuhr: "Es ist eine alte Binsenwahrheit, dass der Winter besonders erholsam ist, und deshalb ist es auch kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen draußen in der freien Landschaft, im Wald, in der klaren Winterluft bewegen möchten – und wo könnte man dies auf schönere, angenehmere und gesündere Weise tun, als auf einer Langlaufloipe."  Dieser Aussage ist nichts hinzuzufügen, außer auf den Loipenservice des Forstamtes hinzuweisen https://v-s.link/gjz8v

Erholung pur bieten hingegen die fünf Naturschutz- und vier Landschaftsschutzgebiete auf städtischer Gemarkung. Allen voran das Schwenninger Moos, welches schon 1939 mit Hilfe des Reichsnaturschutzgesetzes unter Schutz gestellt wurde. Seitdem darf das Banngebiet innerhalb des Rundweges nicht mehr betreten werden. Die Flora und Fauna des Mooses kamen jedoch trotzdem in Bedrängnis. Über die Zeit verwaldete das Gebiet zusehends, so dass 1982 weitreichende Pflegemaßnahmen eingeleitet wurden. Seitdem findet man gelegentlich im Moos ganz spezielle Landschaftspfleger. Die Heideschnucke, eine genügsame Schafrasse, hilft ganz natürlich dabei, die Vegetation zu bewahren.

Für alle Tierliebhaber warten in den hiesigen Wäldern gleich zwei Wildgehege. Im Schwenninger Natzental kann man sowohl Rotwild als auch Wildschweine bestaunen, wohingegen im Wildgehege Salvest Damwild zu beobachten ist. Hier wird für die Kleinsten auch noch ein großer Kinderspielplatz mit Holzlokomotive geboten. 

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