Hermann Hesse - Die Aquarelle

Hermann Hesse - Die Aquarelle

Mit 89 Aquarellen und einigen handgeschriebenen Briefen und kleinen Gedichttexten mit aquarellierten Bildvignetten, die Hermann Hesse im Tessin zwischen 1917 und 1940 geschaffen hat, gibt die Städtische Galerie Villingen-Schwenningen vom 27. September bis 6. Dezember 2020 einen umfassenden Einblick in die Bilder-Welt des weltberühmten Schriftstellers.

Die Ausstellung 'Hermann Hesse – Die Aquarelle' in der Reihe 'Klassische Moderne' präsentiert zudem 20 Farblithografien von Milton Glaser, die der amerikanische Grafiker, Illustrator und Plakatkünstler im Auftrag des New Yorker Verlags Farrar, Straus & Giroux zu Hesse-Büchern für den amerikanischen Markt entworfen hatte. Auch drei Porträts des Dichters von Andy Warhol, 1984, nach einem Hesse-Foto von Martin, dem jüngsten Sohn des Dichters entstanden, ergänzen die Ausstellung.

Hermann Hesse in der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen

Die Kunsthistorikerin Ursula Köhler gibt eine Einführung und zeigt Highlights der aktuellen Ausstellung 'Hermann Hesse - Die Aquarelle' in der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen. In dieser sind neben zahlreichen Aquarellen, handgeschriebenen Briefen und bebilderten Gedichttexten von Hesse, auch Auseinandersetzungen mit dem Nobelpreisträger von Andy Warhol und Milton Glaser zu sehen.

Video: Michael Kienzler/ Tomasz Walus

Die Aquarelle

"Ich fing, schon vierzig Jahre alt, plötzlich an zu malen. Nicht dass ich mich für einen Maler hielte oder einer werden wollte. Aber das Malen ist wunderschön, es macht einen froher und duldsamer", schreibt Hesse 1925. Und in einem Brief an die Schriftsteller-Kollegin Ina Seidel vom 12. September 1925 bekennt er: "Wenn ich meine Bildchen male, ist es, wie Sie sagen, kein Können, sondern ein Dürfen, und wahrscheinlich ist es ein großes Glück, mit Farben spielen und das Loblied der Natur singen zu dürfen."

Diese 'Bildchen', wie der große Schriftsteller sein malerisches Schaffen mit über 3.000 Werken selbst nannte, zeigen in zarten Farben vornehmlich Motiven um seinen Schweizer Wohnort im Dorf Montagnola auf der Collina d’Oro. In seinen Bildern setzt sich Hesse jedoch nicht mit den künstlerischen Positionen seiner Zeitgenossen, dem Kubismus, Dada oder der Neuen Sachlichkeit, auseinander. "Die Moderne als innovatives Verfahren interessierte Hermann Hesse nicht; die seinerzeitigen Avantgarden nahm er nicht nur nicht in den Blick, sondern billigte ihnen lediglich journalistischen Rang zu, was sie in seinen Augen abwertete. … Vielmehr fand er das Anschauungsmaterial für seine Bildvorstellungen in der Landschaft. Im Stillleben der Natur suchte er deren Geist in seinen außerzeitlichen Zügen aufzuhellen und die Realität mit leuchtenden Farben in ihrer magischen Verzauberung darzustellen", schreibt der Kunsthistoriker Johann-Karl Schmidt im Leporello, das zur Ausstellung erscheint.

"In meinen Dichtungen vermisst man häufig die übliche Achtung vor der Wirklichkeit", bekennt Hermann Hesse, "und wenn ich male, dann haben die Bäume Gesichter und die Häuser lachen oder tanzen oder weinen, aber ob ein Baum ein Birnbaum oder eine Kastanie ist, kann man meistens nicht erkennen. Diesen Vorwurf muß ich hinnehmen. Ich gestehe, dass auch mein eigenes Leben mir sehr häufig wie ein Märchen vorkommt. Oft sehe und fühle ich die Außenwelt mit meinem Inneren in einem Zusammenhang und Einklang, den ich magisch nennen muss."

Ausstellungsdauer

27. September bis 6. Dezember 2020
(aufgrund der Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie musste die Ausstellung vorzeitig am 2. November 2020 geschlossen werden.)

Gefördert von

Sparkasse Schwarzwald-Baar
Freundeskreis Kultur Villingen-Schwenningen e. V.

Abbildungsnachweis

Hermann Hesse:
© Hermann Hesse Erbengemeinschaft

Milton Glaser:
© Milton Glaser, Inc. New York

Andy Warhol:
© The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, New York
nach einer Fotografie von Martin Hesse