Bild: Städtische Galerie

 Desperate Housewives

Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf

In Videos, Installationen, Fotografien, Objekten, Gemälden und Zeichnungen reflektieren 27 Künstlerinnen, geboren zwischen 1936 und 1986, Rollenklischees zum Bild der Hausfrau. Mit augenzwinkernder Ironie oder beißendem Spott, in blankem Zynismus oder im Spiegel einer alltäglichen Wirklichkeit gibt die Ausstellung – der Titel ist einer amerikanische Fernsehserie entlehnt - Ein- und Aussichten in die Welt der 'Frau im Haus'.

Ende des 19. und verstärkt im 20. Jahrhundert begannen engagierte Frauen (und wenige Männer) für die gesellschaftliche Gleichstellung zu kämpfen. Dieser mühsame Weg – 1919 erhielten Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht; ab 1969 wurde eine verheiratete Frau juristisch als geschäftsfähig anerkannt; erst ab 1977 konnten Ehefrauen ohne Einverständnis ihres Mannes erwerbstätig werden – spiegelte sich auch in der Bildenden Kunst. Attackierten in den 1970er- und 1980er-Jahren Künstlerinnen aus feministischer Perspektive gesellschaftliche Strukturen und Rollenbilder, Geschlechterhierarchien und Machtverhältnisse in ihren Werken, hat sich seitdem manches verändert. Zwar ist auf dem 'Papier' die Gleichstellung von Mann und Frau erreicht. Aber wie sieht die Realität heute aus? Gibt es tatsächlich eine gerechte Lastenverteilung? Und welche Bedeutung hat die Arbeit in Haushalt und Familie heute – für die Gesellschaft und für Jeden und Jede?

In der Ausstellung 'Desperate Housewives? Künstlerinnen räumen auf' – sie wurde kuratiert von Dr. Martina Padberg und Dr. Ina Ewers-Schultz – entlarven die Künstlerinnen diesen ehemals der Frau als ureigenes Terrain zugewiesenen 'Ort' mit jeweils unterschiedlichsten bildnerischen Mitteln. Dabei gerät die Welt der privaten Dinge ebenso in den Blick, wie die manchmal schreiend komischen oder auch sentimentalen Geschichten, die sich mit ihnen verbinden. Zwischen Pedanterie und Chaos inszenieren die Künstlerinnen Aufbrüche aus beengten Verhältnissen oder thematisieren die Umbrüche im digitalen Zeitalter. Wo und wie können wir uns weiterhin zu Hause fühlen, wenn nichts mehr wirklich privat bleibt? Und welche Träume, Wünsche und alternative Lebensentwürfe werden sich als zukunftsfähig erweisen? Vielfältige Antworten hierzu finden alle BesucherInnen in der Ausstellung im 'Lovis-Kabinett' der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen.

Performance Ingrid Schorscher am Samstag, 10. September 2016, 17:00 Uhr

Ein schwarzer Tisch, ein schwarzer Stuhl, ein Wandgestell mit weißem Bezug. Eine Frau taucht auf: Enges, schwarzes Kostüm, knallrote Schuhe. Mit Messer und Krautkopf hält sie einen Monolog. Der schmale Grad zwischen Leidenschaft und Hass, Verachtung und Lust, Einsamkeit und Wut wird im Text 'Dorothea Rauch' von Gerold Späth durch den Akt des Kochens mit unterschwelliger Verzweiflung versehen. Lebensmittel werden plötzlich lebendig, müssen gezähmt, ja gebändigt werden, zeitgleich zur brodelnden Wut im Herzen dieser Frau. Das Kochen als, pauschal gesagt, klar zugeordnete, weibliche Tätigkeit, nimmt nach dem Monolog eine unerwartete Form an. Durch Hinzunahme weiterer Lebensmittel und neuer Aktionen – klanglich untermalt, verändert sich der Ausdruck dieser Frau. Die Frau als funktional-sexuelles Gebrauchsobjekt im Konflikt mit der eigenen, feinsinnigen Innerlichkeit und den eigenen Bedürfnissen, befindet sich in der vermeintlichen Ausweglosigkeit der Geschichte.

Klang, Bewegung, Text, Szene interagieren und dienen dem figürlich Extremen.

ausgestellte Künstlerinnen:

Anna Anders, Astrid Bartels, Monika Bartholomé, Jutta Burkhardt, Barbara Deblitz, Alba D'Urbano, Anke Eilergerhard, Maria Ezcurra, Kerstin Flake, Dorothee Golz, Mona Hatoum, Andrea Isa, Suscha Korte, Alexandra Kürtz, Susanne Kutter, Ori Levin, Rosa Loy, Katharina Mayer, Alice Musiol, Gabriela Oberkofler, Pipilotti Rist, Ulrike Rosenbach, Ingrid Schorscher, Caroline Streck, Rosemarie Trockel, Diane Welke, Barbara Wrede

Ausstellungsdauer

11. September bis 4. Dezember 2016

Kuratorinnen

Dr. Martina Padberg, Bonn
Dr. Ina Ewers-Schultz, Köln

Kooperationspartner

Museum im Kulturspeicher Würzburg
KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum
Kunstmuseum Mülheim an er Ruhr mit Stiftung Sammlung Ziegler
Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg

Gefördert von

Sparkasse Schwarzwald-Baar