Bild: visual artwork

 Das Skulpturenprojekt

Das Skulpturenprojekt: Skizzen, Modelle, Skulpturen

Auf Anregung von Oberbürgermeister Dr. Rupert Kubon und in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Dr. Cora von Pape – sie hatte als Kunsthistorikerin an der Kunsthalle Baden-Baden und bei der Sammlung Grässlin in St. Georgen gearbeitet – wurde nach umfangreichen Vorarbeiten im September 2015 ein beschränkter Realisierungswettbewerb für das Projekt 'Skulptur im öffentlichen Raum' zum Jubiläumsjahr ausgelobt.

Eingeladen wurden Liz Bachhuber (Weimar), Pascal Dombis (Vanves), Mareike Drobny (Berlin), Philipp Goldbach (Köln), Daniel Roth (Karlsruhe) und Katja Strunz (Berlin). Diese Gruppe international etablierter junger KünstlerInnen war aufgefordert skulpturale Arbeiten zu entwerfen, die sich auf vielfältige Weise mit Aspekten der Ersterwähnung der drei Stadtbezirke in der Schenkungs-Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen vom 4. Juni 817 auseinanderzusetzen.

Am 19. Februar 2016 präsentierten alle KünstlerInnen persönlich ihre künstlerischen Entwürfe einer Jury bestehend aus fünf Fach- und vier Sachjuroren. Als Fach-Juroren bewerteten Prof. Sabine Groß (Künstlerin, Kunsthochschule Mainz), Brigitte Schwacke (Künstlerin, München), Prof. Tobias Rehberger (Künstler, Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt), Thomas D. Trummer (Direktor Kunsthaus Bregenz) und Prof. Dr. Florian Matzner (Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Akademie der Bildenden Künste München) die eingereichten Werke. Als Sach-Juroren wirkten Katharina Hirt (CDU), Ulrike Heggen (FWV), Frank Banse (SPD) und Joachim von Mirbach (Bündnis 90/Grüne) mit. Beratend, doch ohne Stimmrecht, waren Ortsvorsteherin Anja Keller aus Tannheim und Kuratorin Dr. Cora von Pape bei der Auswahl mit dabei. Nach ausführlicher Diskussion über alle künstlerischen Vorschläge empfahl die Jury die Arbeiten von Mareike Drobny, Philipp Goldbach und Daniel Roth zur Realisierung.

In der Ausstellung 'Das Skulpturenprojekt: Skizzen, Modelle, Skulpturen' werden die künstlerischen Positionen aller zum Wettbewerb eingeladenen KünstlerInnen, Liz Bachhuber, Pascal Dombis, Mareike Drobny, Philipp Goldbach, Daniel Roth und Katja Strunz, vorgestellt. Neben den eingereichten Wettbewerbs-Arbeiten, den Modellen, Skizzen und Informationstexten zu ihren Arbeiten kommen weitere Werke ihres bildnerischen Schaffens zur Ausstellung.

Mareike Drobny

Die Künstlerin verwirklicht ein partizipatorisches Kunstprojekt mit dem Titel 'TEIL SEIN'. Sie geht dabei der Frage nach, wie sich die drei Stadtbezirke Schwenningen, Tannheim und Villingen historisch entwickelt haben, wohin sie sich bewegen und was sie trotz ihrer Unterschiede gemein haben. Grundlage ihres Kunstprojektes sind dabei die 'realen Bewegungen', welche die TeilnehmerInnen bei ihrem Projekt zwischen den drei Stadtbezirken Schwenningen, Tannheim und Villingen zurücklegen. Diese Bewegungsprofile werden mit Hilfe von GPS-Geräten, welche die Künstlerin den Teilnehmenden für einen für sie frei wählbaren Zeitraum überlassen hat, aufgezeichnet und später auf eine Computer-Grafik übertragen. Die anonymisierten Ergebnisse dieser Bewegungsprofile werden ab März 2017 in unterschiedlicher Form in den drei Stadtbezirken erscheinen: In Schwenningen wird auf gemieteten Werbeflächen in der Innenstadt und an Hauptverkehrsachsen die Entwicklung und die Ausdehnung der Verbindungsgraphik in Signalfarben sichtbar. Wechselnde Poster machen das Bild von dem Gesamtzusammenhang der drei Stadtbezirke deutlich. In Villingen wird auf dem Marktplatz eine Bodengrafik die Bewegungslinien aus gelber Markierungsfolie nachzeichnen. In Tannheim wird ein graphischer Schnittpunkt, der sich aus dem Bewegungsbild der Bürgerbeteiligung ergibt, als skulpturales Objekt in Steinguss realisiert.

Philipp Goldbach

Der Künstler setzt sich mit dem Schriftbild der Urkunde von Kaiser Ludwig dem Frommen auseinander. Als Grundlage seiner Reliefs wählte er die lateinischen Formeln der Ortsnamen von Schwenningen, Tannheim und Villingen, die in der Urkunde mit 'ad suuanningas mansum', 'ad tanheim mansum', 'ad filingas mansis' benannt sind. Die originalen Schriftzüge, mit der Rohr-Feder in der karolingischen Minuskel auf Pergament geschrieben, transformiert der Künstler in Messing-Schmiedearbeiten und gibt der schreibenden Hand des unbekannten Kanzleischreibers am Hofe Ludwigs des Frommen in Aachen zeitgemäße Präsenz. Während der Ausstellungszeit erscheinen seine Schriftzeichen auf der bestehenden Freifläche an der Südseite des Schwenninger Rathauses, an dem östlichen Giebel des Tannheimer Rathauses und auf der Südseite des alten Rathauses von Villingen. Die karolingische Diplomschrift mit ihren charakteristischen, in dünne lang gezogene Spitzen auslaufenden Ober-längen, tritt dabei ins Verhältnis zur sie umgebenden Architektur, die zugleich repräsentativ für die jeweiligen Stadtbezirke in ihrer unterschiedlichen historischen Prägung steht: dem neusachlich-expressionistischen Putzbau des Schwenninger Rathauses nach Plänen des Stuttgarter Architekten Hans Herkommer aus den Jahren 1926 – 1928; dem ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Gebäude des Tannheimer Rathauses aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts; dem im Kern romanischen Rathaus von Villingen mit prägenden Umgestal-tungen im 16. Jahrhundert.

Daniel Roth

Der Künstler, in Schramberg aufgewachsen, kennt zahlreiche Schwarzwälder Mythen und auch die Industriegeschichte seiner Heimatstadt. Diese ist in ihrer historischen Entwicklung mit der Geschichte der Uhrenindustrie in Schwenningen vergleichbar. Seine fünfteilige Skulptur setzt sich mit diesem Spannungsfeld von Idylle und Technikbegeisterung im Schwarzwald und in der Neckarstadt auseinander. Im Zentrum steht eine aus Aluminium gegossene skulpturale Blockform, auf deren silberpolierter Oberfläche sich die Umgebung spiegelt. Zugleich deutet die konkav und konvex geformte Oberfläche einen 'Innenraum' an. Ein Paar schwerer Bronze-Stiefel stehen davor und es scheint, als ob sich die dazu gehörende menschliche Person in die Betrachtung des silbernen Behälters vertieft und/oder aufgelöst hat. In den Bäumen über dem silbernen Kasten schweben drei in Bronze gegossene Objekte: ein Dachsfell, ein Strohzylinder Schwenninger Tracht und zwei zusammengefügte Steinbockhörner. Die scheinbar ohne logische Verbindung kombinierten Objekte eröffnen nun unzählige Bildergeschichten in fiktiver Form: wohin ist die Figur verschwunden? Was ist in der Kiste verborgen? Sind die Objekte Versatzstücke einer romantischen Erzählung? In welcher Beziehung stehen Dachsfell und Strohzylinder und wer hat den Steinbock geschossen?

Ausstellungsdauer

26. März bis 28. Mai 2017 

Gefördert von

Sparkasse Schwarzwald-Baar
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Globetrotter
Hypo-Kulturstiftung