Bild: Michael Kienzler

 Material und Farbe - Felix Schlenker zum 100. Geburtstag

Am 12. Juli 2020 wäre Felix Schlenker 100 Jahre alt geworden. Diesen Geburtstag nimmt die Städtische Galerie zum Anlass, den Sohn der Stadt mit einer Ausstellung nicht nur als engagierten Förderer zeitgenössischer Kunst und Begründer der 'kleinen galerie', sondern vor allem als bedeutenden Künstler zu ehren. Neben Arbeiten aus der Sammlung der Städtischen Galerie sowie kürzlich durch Schenkung erworbenen Werken, werden auch eine Vielzahl bisher nur selten oder noch nie öffentlich gezeigter Arbeiten aus dem Nachlass des Künstlers zu sehen sein. Im Zentrum der Schau steht insbesondere die konsequente Entwicklung seines Werkes von den frühen Materialbildern der späten 1950er Jahre bis hin zu den monochromen, konstrukti-vistischen Arbeiten und Lackbildern der 1970er und 1980er Jahre. Deutlich wird in dieser Phase, dass sich Felix Schlenker intensiv mit den neuesten Entwicklungen in der Kunst seiner Zeit auseinandersetzt und gleichzeitig immer wieder eigenständige Lösungen für zentrale bildnerische Fragestellungen entwickelt.

Felix Schlenkers Auseinandersetzung mit der Kunst beginnt schon früh. Zurückgekehrt aus dem zweiten Weltkrieg und hungrig nach allem, was sich in der aktuellen Kunst vollzieht, beginnt er ab 1945 mit autodidaktischen Studien in Malerei und Kunstgeschichte, steht in engem Kontakt mit Dr. Lovis Gremliza, Wilhelm Graf von Hardenberg, Werner Gothein und Walter Herzger. Es folgen Reisen in die Schweiz, nach Frankreich, Italien und Spanien, aber auch in zahlreiche Museen und Galerien der näheren Umgebung Süddeutschlands. Seit 1959 nimmt er selbst an Einzel- und Gruppenausstellungen teil. Neben der eigenen künstlerischen Entwicklung sieht es Felix Schlenker nach den Jahren der Nazi-Diktatur jedoch gleichzeitig auch stets als seine Pflicht an, sich für die Förderung und Vermittlung aktueller Kunst zu engagieren. 1947 wird er Lehrer an der Volksschule in Fluorn bei Oberndorf am Neckar. 1948 bis 1978 ist er Lehrer für Bildhaftes Gestalten, Werken und Musik an der Gartenschule in Schwenningen.  

1959 begründet er zusammen mit dem Architekten Karl Heinichen die heute legendäre 'kleine galerie' in Schwenningen und zeigt dort bis 1967 auf hohem Niveau zahlreiche Ausstellungen von Künstlerfreunden, aber auch Vertretern der nationalen und internationalen Avantgarde, darunter später so berühmte Namen wie HAP Grießhaber, Georg Karl Pfahler, Gotthardt Graubner, Peter Roehr, Natale Sapone u.v.w.

Nach der Schließung der 'kleinen galerie' gründet Felix Schlenker 1970 gemeinsam mit Erich Hauser und Romuald Hengstler das 'Forum Kunst Rottweil', von 1974 bis 1989 leitet er die Städtische Galerie der inzwischen gemeinsamen Stadt Villingen-Schwenningen.

Durch die intensiven Kontakte zu seinen Künstlerkollegen in dieser Zeit entsteht ab 1975 auch die umfangreiche, heute über 300 Exponate umfassende Sammlung mit Werken nationaler und internationaler zeitgenössischer Künstler, die 1992 der Stadt Villingen-Schwenningen geschenkt wird und seither zum Bestand der Städtischen Galerie gehört.

Diese Sammlung, die in Ausstellungen immer wieder zu sehen war, spiegelt nicht nur Felix Schlenkers langjährige Tätigkeit als Ausstellungsmacher wider, sondern beweist vor allem seine große Kenntnis nicht nur der süddeutschen, sondern auch der internationalen Kunstszene und sein Gespür für die seinerzeit interessantesten Positionen und Entwicklungen, auf die er in seinem eigenen Werk stetig reagiert.

Werden zu Beginn seines Schaffens noch deutliche Anklänge an Paul Klee sichtbar, löst er sich bald von seinem Vorbild und es entstehen ab 1958 – unter Einfluss des Informel und der neuartigen Bildfindungen und Konzepte von Künstlern wie Alberto Burri, Antoni Tàpies oder Karl Fred Dahmen – die ersten Materialbilder aus Sackleinen, Brettern, Drahtgittern, Stoffresten, Glassplittern, Sand u. ä. Anfang der 1960er Jahre konzentriert sich Felix Schlenker bei seinen Materialcollagen dann immer mehr auf die Montage verrosteter und verrotteter Bleche, bis er schließlich mit den Nagelbildern aus Hufnägeln und Drahtstiften in den mittleren 1960er Jahren das gefundene Material ganz gegen Vorfabriziertes eintauscht. Immer weiter reduzieren sich dabei die bildnerischen Mittel, Details werden nach und nach verbannt. Symmetrien und das Konzept des Seriellen bestimmen die Bildtafeln und Felix Schlenker erhebt schließlich die Form des Quadrats zur grundlegenden und ausschließlichen Bildform. In der Folge entstehen stille, monochrome Bildquadrate in schwarz, weiß, grau und blau, das Medium Farbe wird zum bestimmenden Bildthema. Genauso experimentiert Schlenker jedoch auch mit der Teilung der Bildfelder, mit der Beschaffenheit von Oberflächen ebenso wie mit der Wirkung von Kontrasten, Licht, Schatten und Räumlichkeit. Die Auseinandersetzung mit diesen zentralen Phänomenen und Problemen der Malerei der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie das individuelle Ausloten der physischen und optischen Eigenschaften von Material, Form und Farbe prägen das künstlerische Schaffen von Felix Schlenker zeitlebens.

 

Ausstellungsdauer

19. Januar bis 1. März 2020

Gefördert von

Sparkasse Schwarzwald-Baar